Auf ein Kaltgetränk

Das (fast) ideale Landleben am Beispiel eines Gallischen Dorfes (50 v.Ch.)

Foto: aej

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Mit einem zauberhaften Kaltgetränk in der Hand wurde darüber diskutiert, ob das ideale Dorf / Dorfleben in einem gallischen Dorf (50 v.C.) vorzufinden war. Die Grundlagenlektüre für dieses Gespräch war das vor 50 Jahren erschienene Heft Asterix und die Trabantenstadt (Band XVII) sowie auch alle anderen gedruckten und verfilmten Dokumentationen über die unbeugsamen Gallier.
In der lebhaften Diskussion wurden einige Argumente geliefert, die für bzw. dagegen sprachen, dass dieses gallische Dorf der ideale Ort zum Arbeiten und Leben war.

Pro-Argumente:

•    Landwirtschaftliche Flächen; Wald für die Jagd („saftige“ Wildschweine) und zum Pilze suchen, Misteln schneiden und zur Holzgewinnung; Meer für Fischfang und die Verbindung zur Welt; Fluss mit Süßwasser; Steinbruch (Hinkelsteine und Hausbau).
•    Ruhige Lage, ein Dorf „im Grünen, inmitten eines herrlichen [… Waldes], mit reiner himmlisch duftender Luft“ und alles nur drei Wochen von der Stadtmitte Roms und eine Woche von der Stadtmitte Lutetias [Paris] entfernt (vgl. Asterix und die Trabantenstadt, S. 28).
•    Traumhafte Umgebung für Abenteuer - ein idealer Lebensraum für jedes Kind.
•    Arbeitsplätze im Dorf oder in der näheren Umgebung.
•    „Geniale“ bzw. „unbeschreibliche“ Kultur (Troubadix).
•    Bildungsangebote für Kinder.
•    Alternative Medizin.
•    Naturverbundener Lebensstil.
•    Regelmäßige Fitnessangebote und körperliche Herausforderungen (Römer).
•    Gemeinsames Feindbild (Römer, Rom, Cäsar) – das schweißt zusammen.
•    Gemeinsames Zaubermittel (Zaubertrank).
•    Selbstverwaltung.
•    Ältestenrat mit Häuptling sowie formellen und informellen Entscheidern.
•    Keine Steuererhebungen.
•    Gute und ausgeprägte Feierkultur (Festbukett).

Contra-Argumente (aus der Sicht 2021 n.C.):

•    Kein Internet oder Handyempfang.
•    Schlechte Wege und kein ÖPNV.
•    Leben in einer Zeitschleife (immer und immer wieder 50 v.C.).
•    Sehr Ortsgebundenes Leben – die meisten haben wenig Austausch mit anderen Personen.
•    Keine weitergehende Schule oder Bildungsangebote.
•    Frauen sind im dokumentierten Dorfleben weniger Sichtbar – wenn auch nicht unbedeutend.
•    Dauernde Bedrohung durch die Römer.
•    Gefahr traumatische Hirnverletzungen zu erhalten – die jedoch in kurzer Zeit (nach wenigen Bildern) ohne Folgeschäden verheilen.
•    Fragwürdige Demokratie – besonders bezogen auf Entscheidungsprozesse und die Ernennung des Häuptlings.
•    (wild-)fleisch- (und fisch-) lastige Ernährung (sehr einseitig) und viel Alkohol.
•    Kritisch gegenüber Veränderungen – mit dem Wissen, dass diese notwendige ist. Für 50v.C. ist das Dorf eher modern.

Cäsar will in unmittelbarer Nähe zum gallischen Dorf die Trabantenstadt bauen, um damit den Widerstand der Gallier zu brechen. Durch das Roden des Waldes soll ihnen ihre wichtigste Grundlage genommen werden. Die strategische und politische Entscheidung für die Trabantenstadt wird praktisch umgesetzt, indem in Rom bei einem Gewinnspiel Römer zwangsrekrutiert werden, um in der neuen Stadt zu leben. Wegen fehlender Infrastruktur (Einkaufsmöglichkeiten) kaufen die Neuansiedler im gallischen Dorf ein. Dadurch steigen die Preise und neue Läden entstehen. Diese Konkurrenz führt zu Preisverfall und erheblichem Unfrieden im Dorf.

Zitat Miraculix: „Freunde! Die Römer haben den Wald zugrunde gerichtet und werden schließlich auch uns zugrunde richten. Ich frage mich, ob wir sie nicht verjagen wollen. (S. 35)

Asterix und Obelix verschlechtern daraufhin den Römern im einzigen Haus der Trabantenstadt die Lebensbedingungen, indem sie den Barden Troubadix in das Haus einquartieren. Dieser wird nach ersten Gesängen von den Römern wieder aus dem Wohnblock gejagt.

Zitat Asterix: Die Legionäre haben einen der unseren verjagt und wir lassen und das gefallen?!

Der Vorfall mit Troubadix dient als Rechtfertigung für die Gallier, die Legionäre anzugreifen und das Haus der Trabantenstadt zu zerstören. Mit „ganz normalen Eicheln, die […] mit einem kleinen Zaubertrank behandelt“ (s. S. 15) wurden, wächst schlagartig (FFFLUPP!) wieder der abgerodete Wald, wo am Ende der Geschichte die „Gallier wieder bei einem ihrer traditionellen Festbanketts vereint […] feiern“ (s. S. 47).

Trotz der vielen Argumente, die für ein Leben im gallischen Dorf sprechen, wollte bei der Diskussion keiner der Diskutant*innen im Gallischen Dorf leben. Für alle, die darüber nachdenken, auf bestimmte Zeit oder für immer in diesem gallischen Dorf zu leben, kann das Handbuch für Zeitreisende, der „nützlichste Reiseführer aller Zeiten" hilfreich sein. In einem Gespräch verrät eine Autorin, was Zeitreisen so reizvoll macht.

Diese Veranstaltung fand am 20.01.2021 um 18 Uhr statt.

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