Queere Jugendarbeit

Queerer junger Mensch hält ein Plakat "Be yourself" und steht vor einer Regenbogenfahne

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Seit über 20 Jahren beschäftigt sich die aej mit Fragen der Sexualethik, Lebensmodellen sowie sexueller Orientierung und geschlechtliche Identität. Auch in Kirche und Gesellschaft wird der Diskurs zu diesen Themen geführt. Neue Einsichten werden gewonnen und Begrifflichkeiten verändert. So ist der Begriff Queer eine Selbstbezeichnung von Menschen geworden, die sich jenseits der Cis-Heteronormativität bewegen. Das heißt, es geht um Menschen, deren Geschlecht nicht dem (bei der Geburt) zugewiesenen entspricht und/oder deren sexuelle Orientierung eine andere als heterosexuell ist.

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt akzeptieren und schützen

Obwohl die Genderdebatte öffentlich intensiv geführt wird, sind Homofeindlichkeit und Transfeindlichkeit weit verbreitet und gruppenbezogene Vorurteile und Ausgrenzungen nach wie vor sehr präsent. Aus diesem Grund hat sich die 133. aej Mitgliederversammlung entschieden, eine Positionierung zur queeren Jugendarbeit vorzunehmen.


Die aej bezieht Position

Auf ihrer Mitgliederversammlung im November 2022 hat die aej mit dem Beschluss „Gott liebt queere Menschen – queere Jugendarbeit in der aej“ eine grundlegende Positionierung zur queeren Jugendarbeit vorgenommen.

Als aej stehen wir für Akzeptanz, Respekt und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben sowie individuelle Lebensentwürfe von queeren Menschen im Einklang mit ihren Mitmenschen. In der aej wollen wir die Würde und Selbstbestimmung eines jeden Menschen fördern und achten.

In der Evangelischen Jugend sollen alle jungen Menschen ihre persönliche Identität erfahren und festigen können. Unsere Kirchen sollen Raum bieten für alle Menschen mit ihrer jeweiligen sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität und ihnen Achtung, Wertschätzung und Gleichbehandlung entgegenbringen. Für die Evangelische Jugend ist Vielfalt eine von Gott geschenkte Bereicherung des Zusammenlebens.


Die Gesellschaft verändern

Die Angebote der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit sollen einen Beitrag zur Veränderung der Gesellschaft leisten. Dies bedeutet konkret:

  • Alle Jugendeinrichtungen sollen Safer Spaces für Kinder und Jugendliche aller sexuellen Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten werden. Fachkräfte und Ehrenamtliche sind dafür verantwortlich, in ihren Einrichtungen eine Willkommenskultur für jede*n Jugendliche*n zu bieten. Dabei ist es wichtig, unter anderem auf die Nutzung einer sensiblen Sprach- und Schreibweise zu achten, um Geschlechterklischees, Vorurteile und Diskriminierungen nicht weiter zu reproduzieren. Hierbei gilt es, entsprechende Regeln und Umgangsformen zu etablieren.
     
  • Spezielle Angebote für junge LGBTQIA*-Menschen müssen ausgeweitet werden.Junge Menschen müssen wissen, dass es diese Angebote gibt.
     
  • Bei den aej-Mitgliedern sollen Schulungsangebote entstehen und Konzepte zu LGBTQIA*-Themen erarbeitet werden. Hauptberufliche und Ehrenamtliche müssen Vorbilder für eine diskriminierungssensible Haltung werden.
     
  • Hass, Ausgrenzung und Diskriminierungen muss aktiv entgegengewirkt werden. Dabei ist es ebenso wichtig, Mehrfachdiskriminierungen (Intersektionalität) in den Blick zu nehmen.
    Auch hierfür braucht es Schulungsmöglichkeiten um Diskriminierungssensibilität zu fördern und Handlungsperspektiven zu entwickeln.

„Queer leben“ Aktionsplan der Bundesregierung

Alle Menschen sollen gleichberechtigt, frei, sicher und selbstbestimmt an der Gesellschaft teilhaben. Damit dies auch für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie andere Menschen (LSBTIQ*) möglich ist, hat das Bundeskabinett den Aktionsplan "Queer leben" verabschiedet. Der Aktionsplan "Queer leben" enthält ein umfangreiches Maßnahmenpaket, um den Alltag queerer Menschen zu verbessern und die rechtliche Gleichstellung voranzubringen.

Er enthält Empfehlungen für Maßnahmen in sechs Handlungsfeldern

  • Rechtliche Anerkennung
  • Teilhabe
  • Sicherheit
  • Gesundheit
  • Stärkung von Beratungs- und Communitystrukturen
  • Internationales

Den Aktionsplan als PDF herunterladen


Für die Praxis


Lambda Bundesverband - jung & queer

Bei Lambda Bund setzen sich junge Queers für eine Verbesserung ihrer Lebenssituation ein. Also für mehr Freiräume, mehr Möglichkeiten, mehr gesellschaftliche Teilhabe. Mehr Vernetzung und Austausch. Und weniger Diskriminierung, weniger Angst, weniger schiefe Blicke. Um das zu erreichen, handelt Lambda Bund auf verschiedenen Ebenen:

  • Lambda bietet bundesweite Beratung für junge LSBTIQ an.
  • Durch Jugendbegegnungen und Workshops erleichtert Lambda jungen Queers das Kennenlernen und den Austausch untereinander.
  • Verschiedene DIY-Projekte stärken das Selbstbewusstsein und erleichtern es, die eigene Stimme zu erheben.
  • Lambda Bund setzt sich auf Bundes- und Länderebene auch politisch für seine Interessen ein. Im Augenblick engagiert sich der Verband zum Beispiel besonders dafür, die rechtliche und medizinische Situation für trans* und inter* Jugendliche zu verbessern.

https://lambda-online.de/


Kompetenznetzwerk zum Abbau von Homosexuellen- und Trans*feindlichkeit

Im Kompetenznetzwerk zum Abbau von Homosexuellen- und Trans*feindlichkeit engagieren sich der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD mit Intergeschlechtliche Menschen e.V. (IMeV), der Bundesverband Trans* (BVT*) und die Akademie Waldschlösschen (AWS) für den Abbau von Homosexuellen-, Trans*- und Inter-Feindlichkeit. Ein zentrales Anliegen des Kompetenznetzwerks "Selbst.verständlich Vielfalt" ist es, zivilgesellschaftliche Allianzen gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit durch Gleichstellungsgegnerinnen aufzubauen.

Das Netzwerk ist Anlaufstelle für alle gesellschaftlichen Akteur*innen und Entscheidungsträgerinnen, die sich über LSBTIQ*-Belange informieren wollen. Es entwickelt proaktive Zugänge zu solchen Akteur*innen mittels fachlicher und pädagogischer Angebote, die auch intersektionale Aspekte und Mehrfachdiskriminierungen adressieren.

https://www.selbstverstaendlich-vielfalt.de/


Hessen-Nassau bittet queere Menschen um Vergebung

Evangelische Kirchensynode verabschiedet mit großer Mehrheit Bekenntnis

Genau zehn Jahre nach der Einführung von Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare und fünf Jahre nach einer inzwischen weltweit nachgefragten Handreichung zum Umgang mit Trans-Personen in Gemeinden hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) queere Menschen um Verzeihung für in der Vergangenheit erlittenes Leid und Zurücksetzung gebeten.

Hier geht es zur Pressemeldung: PM 32 / 28. April 2023 / Frankfurt


Kontakt

Doris Klingenhagen
Referentin für Inklusion, Migration und Vielfalt
Daniela Hollmann
Assistentin für Inklusion, Migration und Vielfalt