Strukturelle Teilhabe muslimischer Jugendverbände in Deutschland

Mit dieser Broschüre möchten die RAA Berlin und die aej die Hürden und Herausforderungen sichtbar machen, mit denen muslimische Jugendverbände auf dem Weg zu ihrer Etablierung konfrontiert sind und Wege aufzeigen, wie eine rassismuskritische Jugendarbeit künftig allen marginalisierten Gruppen von Jugendlichen gerecht werden kann.

Broschüren-Cover

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Entstehungskontext der Publikation

Die aej engagiert sich seit vielen Jahren im Coaching und in der Beratung von Vereinen junger Migrant*innen (VJM). Sie führte mit unterschiedlichen Jugendverbänden Projekte durch, wodurch langfristige Kooperationen und Verbandsfreundschaften entstanden. Mit ihrem Engagement möchte die aej dazu beitragen, dass junge Menschen mit Migrationsbiographien und ihre Organisationen als wichtige Mitgestalter*innen von Angeboten für Kinder und Jugendliche gemäß der diversen Bevölkerung in Deutschland angemessen abgebildet werden. Sie sollen ein selbstverständlicher Teil der Jugendverbandslandschaft sein.

Ab dem Jahr 2009 wurden auch mit muslimischen Partneroganisationen Projekte durchgeführt und im Zuge dessen setzte sich die aej in ihren eigenen Strukturen mit dem Vorhandensein von Islam- und Muslimfeindlichkeit, Diskriminierung und antimuslimischem Rassismus auseinander. Sie wurde Mitglied im CLAIM-Netzwerk, der Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit, und 2020 einer von drei Partnern im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit als Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.


Auszug aus der Publikation

„Manchmal wird suggeriert, dass etablierte Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe erst in jüngerer Zeit Angebotsformen islamischer Akteure gegenüberstehen. An vielen Orten ist aber z. B. die Kinder- und Jugendarbeit islamischer Träger seit Jahren etabliert und es zeigen viele junge Menschen und ebenfalls Erwachsene, die wiederum selbst schon viele Jahre in der Jugendarbeit aktiv waren, ein großes ehrenamtliches Engagement für die Kinder- und Jugendhilfe.“ – Prof.‘in Karin Böllert & Prof. Wolfgang Schröer, S. 7


Mit fast 1,8 Millionen Menschen stellen junge Muslim*innen eine große und stetig wachsende Gruppe von jungen Menschen in Deutschland und somit eine hochrelevante Zielgruppe für die Kinder- und Jugend(verbands)arbeit dar. Im öffentlichen Diskurs über den Islam und Muslim*innen werden diese jedoch häufig als „fremd“ und nicht zugehörig markiert. Negative Einstellungen ihnen gegenüber sind weit verbreitet und die Zahl von Angriffen und Anschlägen auf Muslim*innen ist seit Jahren auf einem erschreckend hohen Niveau.

Dies sind Umstände und Rahmenbedingungen, die es jungen muslimischen Organisationen erschweren, ihre Gestaltungkraft in der Kinder- und Jugendarbeit voll zu entfalten. Partizipation von Muslim*innen an der Jugendverbandsarbeit wie an den Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe allgemein geschieht bisher nur sehr marginal – trotz aller bisherigen Bemühungen einer „interkulturellen Öffnung der Jugendverbandslandschaft“.

Aus rassismuskritischer Perspektive muss es endlich gelingen, dass muslimische junge Menschen und ihre Jugendorganisationen zu selbstverständlichen Akteur*innen der Jugendarbeit sowie der Jugendverbandslandschaft werden. Wir hoffen mit der Broschüre dazu beizutragen, dass sich der Diskurs um muslimische Jugendverbandsarbeit versachlicht und die strukturellen Barrieren als Teilhabedefizit einer großen gesellschaftlichen Gruppe ernst genommen werden.



Autor*innen der Broschüre

  • Katja Kinder – Geschäftführerin RAA Berlin
  • Michael Peters – Generalsekräter aej
  • Doris Klingenhagen –aej-Referentin für Inklusion, Migration und Vielfalt
  • Prof.'in Karin Böllert – Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe
  • Prof. Wolfgang Schröer –  Universität Hildesheim
  • Deniz Greschner – Universität Osnabrück
  • Prof.'in Iman Attia – Alice Salomon Hochschule Berlin
  • Ozan Zakarya Keskinkılıç – Alice Salomon Hochschule Berlin
  • Prof. Claus Melter – Fachhochschule Bielefeld
  • Onna Buchholt –aej im KNW-IMF
  • Lydia Nofal – RAA Berlin
  • Mariam Raza –Bündnis für Muslimische Jugendarbeit
  • Meriem Hammami – Bündnis für Muslimische Jugendarbeit
  • Prof.'in Birgi Jagusch – Technische Hochschule Köln
  • Kofi Ohene-Dokyi – RAA Berlin

Gemeinsame Herausgeberschaft mit den RAA Berlin

Die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) Berlin ist ein unabhängiger Träger, der seit 1991 für Bildungsgerechtigkeit steht und diskriminierungskritische Partizipationsprojekte in Kitas, Schulen, im Schulumfeld sowie in Kommunen unterstützt. Darüber hinaus hat die RAA Berlin mit ihrem Ansatz der diversitätsorientierten Organisationsentwicklung unterschiedliche Formen der prozessorientierten Beratung sowie Konzepte der Weiterbildung entwickelt.

Im Umgang mit Benachteiligung und Diskriminierung ist die Arbeit der RAA Berlin darauf ausgerichtet, diskriminierungserfahrene Menschen/Gruppen zu stärken und sie mit ihrem Wissen maßgeblich in die Arbeit einzubinden. Ausgehend von diesem Ansatz unterstützt die RAA Berlin seit 2010 junge Muslim:innen als diskriminierungserfahrene Gruppe im Rahmen unterschiedlicher Projekte. Neben dem individuellen Empowerment gegen Diskriminierung ist es der Ansatz der RAA Berlin, die Selbstorganisationen der Betroffenen auf dem Wege zu mehr demokratischer und gesellschaftlicher Teilhabe zu begleiten und zu unterstützen.


Publikation zum Thema

aej | Publikation

Strukturelle Teilhabe muslimischer Jugendverbände in Deutschland – Bedarfe und Hürden

Herausgegeben von der aej und den RAA Berlin

Unter Mitwirkung von Autor*innen aus Wissenschaft und Jugendarbeit liefert die Broschüre einen Beitrag zum Abbau von Benachteiligung und Diskriminierung Jugendlicher mit muslimischer Identität und zur Versachlichung der Debatte um mehr Teilhabegerechtigkeit für muslimische Jugendliche und ihre Selbstorganisationen.

2022, 42 S.

Preis: kostenlos

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Kontakt

Onna Buchholt
Projektleiterin für Kompetenznetzwerk Prävention Islam- und Muslimfeindlichkeit

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Das Netzwerk stellt sich gegen die immer virulenter werdende Islamfeindlichkeit, setzt sich für die Partizipation aller Jugendlichen an den Strukturen der Jugendverbandsarbeit ein und entwickelt Bildungsangebote.

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Die aej hat im Rahmen ihrer Trägerschaft im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit eine groß angelegte Studie zur Verbreitung abwertender Einstellungen gegenüber Muslim*innen unter jungen Menschen durchgeführt. Sie liefert damit eine empirische Basis für die Fortentwicklung des jugendverbandlichen Engagements gegen islam- und muslimfeindliche Einstellungen.

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