ertragen- sowohl aus gesellschaftspolitischer als auch aus biblicher Perspektive betrachtet. Wähle aus:
Sowohl ...
So manches kann ich ertragen. Die schlechte Laune eines Kollegen, die unerwarteten Gefühlsausbrüche von Jugendlichen in der Pubertät und Erwachsenen, von denen ich weiß: sie kriegen sich wieder ein und entschuldigen sich. An manches habe ich mich gewöhnt. Daran, dass in den Medien negative Nachrichten großgemacht werden und dass Gewalt und Kriegsberichterstattung uns Menschen erschreckend in den Bann ziehen.
Manches will ich aber nicht ertragen. Die Tatsache, dass unser von Gott geschenkter Reichtum so ungleich verteilt ist, dass Menschen so unterschiedliche Möglichkeiten haben sich gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, oft jene, die kaum dazu beigetragen haben. In mir regt sich Widerstand, mich damit zu arrangieren und diese Ungerechtigkeit zu ertragen. Mein Glaube gibt mir Kraft, dagegen zu rebellieren.
Als auch ...
Jesus musste viel ertragen: den Streit unter seinen Jüngern, das Gehabe und die Kleinlichkeiten der Autoritäten seiner Zeit, wenn es um die Auslegung der Gebote Gottes ging. Manche wussten genau, was richtig und falsch ist und urteilten sehr schnell. Doch Jesus hat die Ungerechtigkeit zwischen Armen und Reichen, Männern und Frauen, Einheimischen und Migrant*innen nicht hingenommen und einfach ertragen. Er hat zum Nachdenken angeregt: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Er hat mit der Routine gebrochen: Der Sabbat ist für den Menschen da.
Am Kreuz hat er getragen, was wir so schwer ertragen. Er die Schuld und das Leid der Welt auf sich genommen. Auf den Abgrund des Karfreitags folgt Ostern. Das heißt: Unrecht und Tod haben nicht das letzte Wort. Schuld wird vergeben. Das gibt mir Kraft und Hoffnung, immer wieder neu zu beginnen. Ich muss nicht alles ertragen. Einer hat es schon für mich getan.
Weiterdenken
Wo ist bei dir die Grenze des Ertragbaren erreicht? Wie begegnest du Menschen, die Ungerechtigkeit einfach hinnehmen? Was kannst du gegen Ungerechtigkeit tun? Welche Rolle spielt dein Glaube dabei? Was bedeuten für dich Karfreitag und Ostern?