Andachten aus Bibel AnDenken

Die Reihe "Bibel AnDenken" erscheint in gemeinsamer Herausgeberschaft der aej mit der Konferenz der Landesjugendpfarrerinnen und Landesjugendpfarrer in der Bundesrepublik Deutschland. Sie bietet Andachtsentwürfe, Materialien für Gruppenstunden und Freizeiten, Lieder, Informationen zur Jahreslosung und Monatssprüchen.

Cover BA 2024
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Juni 2024
Mose sagte: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! Ex 14,13

ErfahrungsSchätze

»Du hast mich gerade echt gerettet!« Oder wahlweise »meinen Tag«. Etwas in der Art hat wohl jede*r von uns schon einmal gesagt oder wenn nicht gesagt, dann doch gedacht. In einem solchen Satz schwingt eine große Portion Erleichterung und Dankbarkeit mit. Es ist ein Satz, den man spürt. Oder? Dem Satz folgen meist ein kurzes Innehalten und ein langes Ausatmen. Puhhhh. Die ganze Anspannung fällt von einem ab, die angehaltene Luft darf ausströmen. Das tut echt gut. Man weiß genau: Es hätte auch anders laufen können. Es ist noch einmal gut gegangen oder wieder gut geworden. Selbstverständlich war das nicht.

Rettung ist ein großes Wort. Ja, und es gibt sie, die Lebensretter*innen im buchstäblichen Sinn. Gleichzeitig gibt es auch all die kleineren Rettungen im Alltag, die nicht unbedingt spektakulär wirken und doch ganz zu Recht das Wort Rettung verdienen. Denn jede Wendung zum Guten ist wertvoll und hat Auswirkungen auf uns und andere.

Rettung eröffnet einen Weg, wo keiner ist oder zu sehen war. Es ist die Erfahrung von Hilfe in einer verfahrenen Situation.

Wir nehmen uns einen Augenblick Zeit zum Nachdenken und Nachspüren.

Wann hast du zuletzt so etwas wie Rettung erlebt?

Gehe in deiner Erinnerung zurück. Was war los? Was hast du erlebt? Wer war beteiligt?

Macht euch dazu ein paar Notizen oder zeichnet etwas auf, das euch an die Situation erinnert. (Dazu liegen bunte Zettel und Stifte bereit. In der Zeit der Stille kann
leise Musik im Hintergrund laufen.)

Faltet den Zettel und legt ihn vor euch. Es ist euer Erfahrungsschatz.

In der Bibel, im zweiten Buch Mose, wird von Menschen erzählt, die in der Falle sitzen. Vor ihnen liegt ein Meer, um sie herum Wüste. In der Ferne sehen sie ein mächtiges Heer, das immer näher und näher kommt. Albtraum. Kennt ihr diese typische Filmszene: Jemand wird verfolgt, läuft durch einen Gang mit vielen Türen, doch egal an welcher er rüttelt, sie alle sind verschlossen. Und die Schritte des Verfolgers kommen immer näher. So müssen die Israeliten sich gefühlt haben. Einige erstarren, andere werden hektisch. Einer behält einen klaren Kopf. »Mose sagt: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet!« (Ex 14,13)

Ist das nicht ein bisschen naiv? Sich hinstellen und gucken bei solch einer Gefahr. Muss man nicht irgendetwas tun? Sich hinstellen, bringt denn das was?

Vielleicht bringt es mehr, als man zunächst meinen mag. Wir probieren das aus. Stellt euch mal hin. Gerade und aufrecht. Atmet einmal durch. Wie fühlt sich das an? (Jugendliche Eindrücke äußern lassen. Dann wieder hinsetzen.)

Mose meint kein passives Rumstehen, sondern Widerstand. Ja, da kommt was auf mich zu. Aber ich stehe hier und bleibe. Gemeint ist: sich hinstellen und etwas von Gott erwarten! Die Augen aufhalten, um zu sehen. In der Bibelgeschichte folgt ein Wunder: Das Meer, das zuvor wie eine Mauer war, teilt sich und gibt einen Weg frei. Die Israeliten werden gerettet. Sie entkommen den Verfolgern. Die Ägypter werden vom Meer verschluckt.

Gott rettet die Israeliten aus einer ausweglosen Situation. Und das nicht nur einmal. Immer wieder gibt es Situationen, in denen die Israeliten Hilfe brauchen und auch bekommen.

Wie ist das bei uns, in unserem Leben? Letztens sagte mir einer: »So zwei-, dreimal im Jahr kommt das schon vor, dass sich eine große Sorge oder ein Problem auflöst.« Wenn ich anfange darüber nachzudenken, fallen mir mehr und mehr Situationen ein, die überraschend eine gute Wendung genommen haben. Situationen, in denen ich oder mein Tag gerettet wurden. Wenn man miteinander ins Gespräch kommt, kommt eine Geschichte zur anderen. All eure Zettel zeigen das eindrücklich. Euer Erfahrungsschatz ist real. Hat Gott etwas mit diesen Erfahrungen zu tun? Mose würde sagen: Ja!

Wer weiß, ihr vielleicht auch.
Amen

Tuulia Telle-Steubner
Landesjugendpfarrerin der Evangelischen Kirche im Rheinland

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