Andachten aus Bibel AnDenken

Die Reihe "Bibel AnDenken" erscheint in gemeinsamer Herausgeberschaft der aej mit der Konferenz der Landesjugendpfarrerinnen und Landesjugendpfarrer in der Bundesrepublik Deutschland. Sie bietet Andachtsentwürfe, Materialien für Gruppenstunden und Freizeiten, Lieder, Informationen zur Jahreslosung und Monatssprüchen.

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Mai 2024
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. 1. Kor 6,12

Andacht: »Alles in Butter!«

»Alles in Butter.«
Eigentlich ein blödes Motto. Butter – fettreich, ungesund – glitscht dir durch die Hand. Hohe Cholesterinwerte. Nicht vegan.

Alles in Butter: Ein Sprichwort, eine Floskel, die nicht so wörtlich genommen werden darf.

Aus dem vielzitierten Internet übernehme ich ungeprüft folgende Erklärung: »Woher kommt eigentlich die Redewendung ›alles in Butter‹? […] Sie geht zurück bis ins Mittelalter. Wenn man damals Dinge wie Porzellan oder Gläser transportieren wollte, musste man aufpassen, dass die wertvolle Fracht auf den holprigen Wegen nicht in die Brüche ging. Zeitungspapier oder Styropor gab es ja noch nicht. Die Lösung: Butter!

Die Lieferanten verstauten die zerbrechliche Ware in Fässern mit geschmolzener Butter. Danach ließen sie die Butter wieder abkühlen, bis das Fett einen festen Rundumschutz für die Vasen, Töpfe und Gläser bildete.« (Vgl.

www.schule-und-familie.de/wissen-redewendungen/kategorie/woher-kommt-alles-in-butter.html (Abruf 25.10.23).

Die Frage ›Alles in Butter?‹ bedeutete also: ›Ist alles sicher?‹

Ob die Erklärung nun stimmt oder nicht, klar ist jedenfalls: »Alles in Butter« ist ein Sprichwort; eine Floskel, die nicht so wörtlich genommen werden darf.

Die Duden-Redaktion schreibt dazu: »Es ist alles in [bester] Butter (salopp: es ist alles in Ordnung; wohl eigentlich = in guter Butter, nicht in billigem Fett gebraten)«. (https://www.duden.de/rechtschreibung/Butter (Abruf 05.06.2023). Das kann ich mir gut vorstellen: Gutes Essen braucht auch gute und verantwortungsvoll erwirtschaftete Zutaten. Kein industrielles Maschinenöl für die Pizza, sondern gutes Olivenöl.

Kein Fettderivat am Salat, sondern echtes blumiges Sonnenblumenöl. Kein im Un-Bewegungsstall herangefoltertes mageres und saftloses Kalbsschnitzelchen, sondern im besten Fall ein freilaufendes, glückliches Tier, das würdevoll vor Ort geschlachtet und vermarktet wird: Ist teurer, ist aber besser für alle. In guter Butter, sozusagen.
Alles in Butter: ein Sprichwort; eine Floskel, die nicht so wörtlich genommen werden darf.

Nein, wörtlich genommen werden darf sie nicht. Aber geistvoll und rücksichtsvoll. Womöglich sogar chrsitlich und kirchlich. Denn bei Lichte betrachtet , ist die Welt alles andere als in Butter, und das Leben flutscht nicht immer, sondern ist oft genug glitschig.
Ich wünsche mir, dass alles in Butter wäre.
Am besten noch, ohne die Kuh dabei zu quälen und die Ungerechtigkeit in der Welt, was die Verteilung von Lebensmitteln angeht, zu vermehren.

Aber ich lehne mich auf.

Ich will lieber Salz im Getriebe der Welt sein als Schmiere für das Gesülze der Schmierfinken.

Ich will lieber kritisch hinterfragen, als unkritisch daherzublödeln.

Ich will lieber das Leben genießen, als ungenießbar im Leben zu stehen.

Ich will sagen und leben: »Ja, als Christ*in ist mir alles erlaubt – aber nicht alles ist okay, und schon gar nicht ist alles in Butter!«

Jesus Christus war und ist das Salzkorn in der Welt, das die unbekömmlichen Mahlzeiten der Erde schmackhaft macht. Er hat zu uns gesagt: »Seid das Salz der Erde!«

Jesus Christus war und ist das Licht der Welt, das die dunklen Abgründe der menschlichen Beweggründe erhellt. Er hat zu uns gesagt: »Seid das Licht der Welt!«

Jesus Christus war und ist der große Gestalter der Welt, der die unsäglichen Kriege und Krisen in der persönlichen und der globalen Welt anschaut und schreit:
»Warum?« Und daran zugrunde geht und wieder zum Leben kommt und sagt: »So wird’s ausgehen!«

»Alles in Butter.«
Eigentlich ein blödes und unglaubwürdiges Motto.
Stimmt doch nie.
»Alles ist mir erlaubt, denn Christus hat mir alles erlaubt.«
Ein unglaubwürdiges und unkritisches Motto.
Ist blödsinnig.

»Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.« So sagt Jesus in der Bergpredigt (Mt 5,13–14).
Herausfordernd.

Aber könnten und müssten wird das nicht genau sein? Herausfordernd? Realistisch, aber auch kritisch? Motivierend statt lähmend?

Als Befreite frei agierend, aber nicht selbstvergessen? Liebevoll, aber nicht das unter den Teppich kehrend, was nicht okay ist?

Ja, »anything goes« mit unserm Gott, und über Mauern kann ich auch mit ihm springen (Ps 18,30) – aber nicht alles dient zum Guten, und nicht alles ist okay.

Göttliche Salzbrisen braucht die Welt und Kerzenlicht, gelegentlich sogar ein Stückchen Butter oder Olivenöl, damit’s flutscht.
Amen

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