Pressemitteilung 5/2023 Bericht des Bundesinnenministeriums zu Muslimfeindlichkeit und zur Lage muslimischer Jugendverbände in Deutschland
Bericht des Bundesinnenministeriums zu Muslimfeindlichkeit und zur Lage muslimischer Jugendverbände in Deutschland
Der vom Bundesinnenministerium eingesetzte Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) legte am 29. Juni 2023 seinen Abschlussbericht vor. Er untersucht die Erscheinungsformen von Muslimfeindlichkeit in Deutschland und spricht in diesem Zuge auch Handlungsempfehlungen für die Jugendverbandslandschaft aus.
Der vom UEM veröffentlichte Bericht zeigt auf eindrückliche Weise, wie tief Muslimfeindlichkeit auf struktureller, institutioneller und individueller Ebene in Deutschland verwurzelt ist. Die Expert*innen kritisieren zudem die unterschiedlichen Hürden, die Muslim*innen eine gleichberechtigte Teilhabe in kulturellen und sozialen Bereichen verwehren – auch in der Jugendverbandsarbeit.
Sie attestieren dem Jugendverbandssystem ein „Repräsentationsdefizit“ muslimischer junger Menschen, denen auf diese Weise Zugänge und Teilhabemöglichkeiten verschlossen bleibe. Der UEM empfiehlt daher sehr deutlich „die Aufnahme muslimischer Jugendverbandsarbeit in das etablierte Jugendverbandssystem“.
Michael Peters, Generalsekretär der aej, stellt fest: „Hier sehen wir uns sowohl in unserer Arbeit als Partnerin im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit als auch in unserer langjährigen Arbeit mit muslimischen Jugendorganisationen bestätigt und stellen erneut fest, wie wichtig es ist, vorhandenes Wissen zu teilen und als Jugendverband kritisch in die Selbstreflexion zu gehen.“
Als Dachverband der Evangelischen Jugend schauen wir ebenfalls genau auf die Ergebnisse des UEM im Bereich der außerschulischen Bildung. Es wird gemahnt, dass oft durch fehlendes Wissen ungewollt muslimfeindliche Narrative verbreitet werden oder bei rassistischen Äußerungen nicht eingegriffen wird, da diese nicht als solche erkannt werden. Der Bericht zeigt ebenfalls, dass auch viele jüngere Menschen den Islam als eine Bedrohung wahrnehmen – gleichzeitig ist ihre Zahl deutlich geringer als die der über 40-jährigen.
In der Studie „Islam- und muslim*innenfeindliche Einstellungen bei jungen Menschen“, die in Kooperation der aej mit dem SI-EKD 2022 entstand, wurde bereits die Bedeutung von außerschulischem Engagement junger Menschen festgestellt. Sich gemeinsam für Ziele einzusetzen schafft Verbindung und wirkt herrschenden Vorannahmen entgegen.
Auch hier stimmt die aej mit den Ergebnissen des UEM überein, dass Rassismuskritik allein nicht reicht, sondern dass auch der Austausch – das „reden mit“ und nicht „über“ – sowie gleichberechtigte Teilhabe essenziell sind.
Muslimfeindlichkeit ist kein Problem des „rechten Randes“. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und wie der Abschlussbericht des UEM darlegt, ein Einfallstor für Rechtsextremismus. Umso wichtiger ist es nun, dass den Ergebnissen des Berichts auch Taten folgen.
Weitere Informationen zum Abschlussbericht des Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2023/06/uem-abschlussbericht.html
Hannover, 5. Juli 2023
Julius Plumeyer
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Die aej vertritt als Dachorganisation die Interessen der Evangelischen Jugend in Deutschland auf Bundesebene. 32 Mitgliedsorganisationen und acht außerordentliche Mitglieder arbeiten hier zusammen. Unter dem Leitbild Orientierung an Christus – Vielfalt als Chance – Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen prägt Evangelische Jugend den persönlichen Glauben an Gott, verwirklicht Gerechtigkeit zwischen Menschen, Geschlechtern und Generationen und zeigt Wege in eine Welt voller Vielfalt auf. Evangelische Jugend schafft Räume für die Partizipation junger Menschen in Kirche, Politik und Gesellschaft und beteiligt sich an allen Entscheidungen, die junge Menschen betreffen.
Die aej ist Trägerin im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit. Als Netzwerk bündelt es Expertise zum Themenfeld Islam- und Muslimfeindlichkeit und antimuslimischem Rassismus und stellt diese Expertise Bildung, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zur Verfügung. Das Ziel: antimuslimischen Rassismus in der Gesellschaft abbauen. Mehr Informationen unter https://kompetenznetzwerk-imf.de/.
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