Ökumenisches Grundwort „Migration menschenwürdig gestalten“ erschienen

Weltkarte auf Betonwand

Foto: Marjan Blan/Unsplash

 

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Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben ein ökumenisches Grundlagenwort zu Fragen von Migration und Flucht veröffentlicht. Das in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) vorbereitete Dokument mit dem Titel „Migration menschenwürdig gestalten“ steht in der Nachfolge des Gemeinsamen Wortes „ ... und der Fremdling, der in deinen Toren ist“ aus dem Jahr 1997.

Mit dem neuen Gemeinsamen Wort nehmen die Kirchen die komplexe Realität gegenwärtiger Migrations- und Fluchtbewegungen in den Blick. Die Grundfrage, die die unterschiedlichen Themen miteinander verbindet, lautet: Wie lässt sich Migration unter unvollkommenen und widersprüchlichen Bedingungen so gestalten, dass man der Würde des Menschen gerecht wird? Ziel des Dokumentes ist es, vor dem Hintergrund theologischer Reflexionen und kirchlicher Praxiserfahrungen handlungsleitende Orientierungen zu entwickeln.

Das neue Migrationswort, mit einem vorangestellten Geleitwort vom Vorsitzenden der DBK, Bischof Dr. Georg Bätzing, Landesbischof Bedford-Strohm und dem Vorsitzende der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, kann unter www.ekd.de/migration heruntergeladen oder bestellt werden.

Bei der Vorstellung des Migrationswortes in einer Online-Pressekonferenz betonte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef Bode, dass die Kirchen mit ihrem Text ein deutliches Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit setzen: „Wenn jüdische und muslimische Gotteshäuser geschändet werden, darf uns das als Kirchen nicht kalt lassen. Wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder Weltanschauung bedrängt und verletzt werden, ist unser Platz an ihrer Seite. Im Gemeinsamen Wort stellen die Kirchen unmissverständlich klar, dass sie allen menschenfeindlichen Strömungen entgegentreten. Rassismus verleugnet die von Gott gegebene Würde jedes Menschen.“

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, rückte die europäische Flüchtlingspolitik in den Fokus: „Für mehr als 82 Mio. Menschen, die derzeit weltweit unterwegs sind, geht es um das nackte Überleben. Dass die Würde und die Rechte von Geflüchteten an so vielen Orten weltweit missachtet und verletzt werden, so auch an den Außengrenzen der EU ist skandalös und zutiefst beschämend. Deshalb setzen wir uns nachdrücklich für eine europäische Flüchtlingspolitik ein, die sich an den Menschenrechten orientiert.“

Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (Universität Münster) sprach sich für einen grundlegenden Perspektivwechsel aus: „Nicht Migration zu verhindern, sondern die Ursachen einer von Gewalt oder Not getriebenen, unfreiwilligen Migration zu überwinden, ist aus ethischer Sicht Ziel von Migrationspolitik.“ Sie gehört, ebenso wie Prof. Dr. Hannes Schammann (Universität Hildesheim) der Ökumenischen Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des Migrationswortes an. Prof. Schammann betonte, dass das Wort in einer Zeit entstanden sei, in der in Europa und weltweit eine Erosion des Multilateralismus zu beobachten sei: „Heute entfernen wir uns in der EU von einem solchen gemeinsamen Ansatz, der mehr sein muss als die Hochrüstung der Außengrenzen. Wenn der Blick auf die Verhinderung von Migration das Einzige ist, was die EU zusammenhält, wird die EU als Wertegemeinschaft keine Zukunft haben.“

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