Führt der Digitalisierungsschub zu einer Digitalwende?

Strichmännchen mit Notebook und Smartphone

Foto: Pixabay/kropekk_pl

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Wie Corona die Digitalisierung der Kinder- und Jugendarbeit verändert

Seit mehr als eineinhalb Jahren bestimmt die Corona-Pandemie das Leben junger Menschen sowie die Angebote, Inhalte und die Rahmenbedingungen der Kinder- und Jugendarbeit. Zahlreiche Zusammenkünfte wie Gruppentreffen, Zeltlager, Ferienfreizeiten und vieles mehr, mussten wegfallen oder haben nur sehr eingeschränkt stattfinden können. Viele kreative digitale Lösungen wurden in dieser Zeit entwickelt und erprobt, um Kinder und Jugendliche zu erreichen. Die Corona-Pandemie zwang von heute auf morgen analoge Dinge, digital zu erledigen und beschleunigte den digitalen Wandel − auch in der Kinderund Jugendarbeit. Wie der evangelische Jugendarbeitsalltag mit dem Abklingen der Pandemie sein wird, wird sich zeigen: Alles wieder auf Anfang oder bleibt doch etwas von der pandemiebedingten Digitalisierung übrig?

Die pandemischen Einschränkungen im vergangenen Jahr lösten einen regelrechten Digitalisierungsschub in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit aus. Durch die Nutzung von Kommunikationstools konnte der Kontakt zu jungen Menschen aufrechterhalten werden. Über digitale Plattformen fanden Gruppenstunden, Gesprächskreise, Andachten und Gottesdienste wie auch Juleica-Schulungen und Fortbildungen in vielfältigen digitalen Formaten statt. Hierdurch wurden Möglichkeiten eröffnet, die jungen Menschen im Pandemieverlauf wichtige Angebote boten. Jugendarbeit fand statt, wenn auch anders.

Ob der Digitalisierungsschub der vergangenen Monate zu einer Digitalwende in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit führen wird, bleibt abzuwarten. Die Entwicklungen zeigen Herausforderungen und Chancen zugleich. Für eine abschließende Bewertung ist es aber noch zu früh. Wir müssen dazu die gemachten Erfahrungen reflektieren, Rückschlüsse ziehen und Erfahrungswerte in die zukünftige Arbeit integrieren. Auch müssen wir mehr Diskurse über Digitalität in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit führen. Digitalisierung ist kein neuer „Megatrend“. Wir waren bereits vor der Corona-Pandemie gefordert, uns mit dem digitalen Wandel auseinanderzusetzen. Die einhergehenden Veränderungen sind rasant und die Herausforderungen wachsend. Diesen Wandel in einer volatilen und komplexen Welt zu reflektieren und aktiv mitzugestalten, ist eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit.

Digitale Formate können keine Präsenzangebote ersetzen

Zweifellos brachten die vergangenen Monate eine digitale Übersättigung. Folglich ist es richtig und wichtig, dass die Kinder- und Jugendarbeit als breites Begegnungsfeld außerhalb des digitalen Raums wieder stattfindet. Umfangreiche Gesundheits- und Hygienekonzepte wurden bereits im vergangenen Sommer entwickelt und erprobt. Die Jugendarbeit als zentraler Ort für junge Menschen bietet Gemeinschaftserlebnisse und vielseitige (zu meist analoge) Begegnungsräume, in denen Freiräume selbständig gestaltet, Ideen entwickelt und Aktivitäten geplant werden. Diese notwendigen Räume unterstützen junge Menschen bei der Bewältigung der zentralen Kernherausforderungen: Qualifizierung, Verselbstständigung und Selbstpositionierung − auch in Zeiten von Pandemien.

Digitale Angebote und Formate können keine Präsenzangebote ersetzen. Die evangelische Kinder- und Jugendarbeit braucht Begegnungen und soziales Miteinander in Präsenz, also echte Gruppenerlebnisse und reale Kommunikation. Gleichwohl ist darüber zu sprechen, wie wir uns als evangelische Kinder- und Jugendarbeit im digitalen Transformationsprozess weiterentwickeln müssen. Wir sind gefordert, uns kritisch zu reflektieren und eine Praxis zu entwickeln, die Digitalität und die klassische Kinderund Jugendarbeit ausgleicht sowie verbindet. ...

Daniela Broda (aej/ESG-Geschäftsstelle)
Der Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift "das baugerüst" 3/21

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