Corona-Aufholpaket: Bei der Umsetzung Jugendverbände einbeziehen
Bei der Einschätzung des Programms "Aktionsprogramm Aufholen nach Corona" und der Aufgaben, die daraus erwachsen, schließt sich die aej dem Deutschen Bundesjugendring an:
„Wir begrüßen den Kabinettsbeschluss für das Aufholprogramm im Umfang von zwei Milliarden Euro. Die Hälfte davon ist für die Aufstockung verschiedener sozialer Programme vorgesehen, um die sozialen und psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern. Die finanzielle Unterstützung ist für Kinder und Jugendliche wichtig, um Ausfälle durch die Corona-Pandemie aufzuholen und wieder stärker als derzeit an der Gesellschaft teilzuhaben.
Richtig ist, dass – anders als bisher – endlich junge Menschen nicht nur unter dem Blickwinkel der formalen Bildung betrachtet werden, sondern in gleichem Umfang auch der außerschulische Bereich berücksichtigt wird. Nur so kann den vielschichtigen Bedürfnissen junger Menschen begegnet werden.
Gleichwohl stellen wir fest, dass die finanziellen Mittel im Vergleich zu den Summen, die für Unternehmen der Wirtschaft geflossen sind, gering ausfallen. Auch kommt das Programm vergleichsweise spät.
Regierung und Parlament müssen jetzt alles dafür tun, die guten Absichten des Aufholpakets auch schnell umzusetzen und die Mittel dafür rasch bereitstellen. Verwaltungsaufwand und Bürokratie müssen dabei minimal sein. Das bedeutet auch, dass von den Mitteln möglichst viele junge Menschen profitieren können. Es ist bedauerlich, wenn größere Teile aus dem Paket an ohnehin gut ausgestattete bundeszentrale Einrichtungen fließen sollen. Besser und zielgerichteter wäre es, möglichst viele Angebote direkt vor Ort zu finanzieren, dort wo Kosten für Trägern und Teilnehmende entstehen. Zudem muss sichergestellt werden, dass die für 2022 zugesagten Mittel dann auch noch verfügbar sind.
Bei der Umsetzung darf der Fokus nicht auf formale Lernrückstände oder Kinderbetreuung im Interesse der Wirtschaft verrutschen. Vielmehr müssen die Bedarfe der jungen Menschen im Mittelpunkt stehen. Seit Monaten gibt es kaum Gruppenstunden, Zeltlager, Treffen junger Menschen in Präsenz, in denen Gemeinschaft erlebt, Ideen ausgetauscht und Aktivitäten geplant werden können. Für eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung müssen soziales Lernen und Erleben mit Gleichaltrigen stattfinden.
Es müssen also wieder Räume geschaffen werden, in denen Kinder und Jugendliche Gleichaltrige treffen und sich entfalten können. Zudem braucht es sehr zeitnah Planungsperspektiven für den Sommer, damit Freizeiten und non-formale Bildungsangebote wieder möglich werden.
Dabei ist es sehr wichtig, die Bedarfe bei den Expert*innen vor Ort abzufragen. Wir und unsere Mitgliedsorganisationen haben während der Pandemie im Interesse von Kindern und Jugendlichen nach Möglichkeiten gesucht, die gesundheitlichen und sozialen Risiken abzufedern. Unsere Expertise und Erfahrungen sollte die Bundesregierung nutzen.“
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