Religiöse Jugendverbände gegen Rassismus!
Statement der Projektpartner*innen im aej-Projekt „JETZT erst recht! Religiöse Jugendverbände gestalten Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft“
(Hannover 1.7.2020) Die Bilder und Berichte aus den USA über die Morde unter anderem an Ahmaud Arbery, Breonna Taylor, Tony McDade und George Floyd, ebenso wie die andauernde rassistische Polizeigewalt erschüttern und machen sprachlos und wütend. Die am Projekt „Jetzt erst recht!“ beteiligten Jugendverbände, Muslimische Jugend Deutschland e.V. (MJD), Koptisch-Orthodoxe Jugend e.V., Islamische Jugend Bayern e.V. (IJB), Orthodoxer Jugendbund e.V.(OJB) setzen sich zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) für eine rassismuskritische Jugendverbandsarbeit ein.
Dass sich weltweit Menschen über die maßlose amerikanische Polizeigewalt gegen George Floyd empören, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es rassistische Übergriffe und (Polizei-)Gewalt auch in Deutschland gibt. Das zeigt u.a. der Fall des Sierra Leoners Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 tot in der Gewahrsamszelle in Dessau-Roßlau aufgefunden wurde. Trotz vieler Hinweise auf einen Mord durch die Polizei, wurden 2017 die Ermittlungen eingestellt. Ebenso zeigen die NSU-Morde wie nicht-weiße Menschen durch rassistisches Gedankengut und rechte Gewalt zu Tode gekommen sind. Polizei und Behörden handelten dabei so, als wären nicht-weiße Leben weniger wert. Sie zeigen wie institutioneller Rassismus im schlimmsten Fall wirkt und zum Tode führt. Der Fall von Oury Jalloh, die NSU-Morde oder jüngst der Terrorakt in Hanau zeigen die Spitze des Eisbergs rassistischer Gewalt. Tagtäglich sind nicht-weiße Menschen oder einfach als anders gelesene Menschen von Rassismus betroffen. Sie werden im Kindergarten, in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Wohnungssuche diskriminiert und immer wieder als „Anders“ markiert.
Dennoch wird der Rassismusbegriff in Deutschland oftmals nur für rechte Gewalt und Terrorismus verwendet. Hierdurch wird Rassismus, den Betroffene tagtäglich erleben, verharmlost und der institutionelle Rassismus unsichtbar gemacht. Es stellt sich die Frage, wie es dazu kommt, dass Rassismus und rassistische Polizeigewalt vor allem in den USA verortet werden während der Auseinandersetzung über Rassismus in Deutschland ausgewichen wird. Und dies wo Rechtsextremist*innen und Rechtspopulist*innen in deutschen Parlamenten dieses Gedankengut öffentlich äußern oder das Thema häufig ohne die Perspektive der Betroffenen verhandelt wird.
Ein Grund ist: weiße, nicht betroffene Menschen spüren den vorhandenen Rassismus nicht, sondern profitieren vielmehr von den daraus resultierenden Privilegien. Daher reicht es nicht, Rassismus abzulehnen und gleichzeitig weiterhin Teil eines Rassismus reproduzierenden Gesellschaftssystems zu sein. Etablierte Jugendverbände sollten sich mit Rassismus auseinandersetzen, aktiv dagegenhandeln und sich mit Betroffenen solidarisch zeigen. Dazu gehört ein kritisches Hinterfragen, Thematisieren und aktives Bearbeiten von Rassismus in der alltäglichen Kinder- und Jugendarbeit sowie in den Strukturen der Jugendverbandsarbeit. Und dies sollte nicht nur durch Projekte abgedeckt werden, sondern zum Standard der Jugendverbandsarbeit gehören.
Die aktuelle Situation in den USA ist kein neues Phänomen, sondern zeigt uns erneut wie dringend diese strukturellen Veränderungen sind und dass wir DRANBLEIBEN müssen. JETZT ERST RECHT.
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