Andachten aus Bibel AnDenken
Die Reihe "Bibel AnDenken" erscheint in gemeinsamer Herausgeberschaft der aej mit der Konferenz der Landesjugendpfarrerinnen und Landesjugendpfarrer in der Bundesrepublik Deutschland. Sie bietet Andachtsentwürfe, Materialien für Gruppenstunden und Freizeiten, Lieder, Informationen zur Jahreslosung und Monatssprüchen.

Andacht Februar 2025
Der Monatsspruch
Einstieg
Zu Beginn wird Psalm 16 gelesen. Gut verständlich ist die Übersetzung der BasisBibel (BB), die im Folgenden zugrunde gelegt wird. Gut ist, wenn der Text für alle Teilnehmenden gedruckt vorliegt.
In einer ersten Phase lesen alle den Psalm für sich. Danach können Verständnisfragen geklärt werden (Hintergründe sind unter Punkt 1 zu finden).
Ohne die Person zu kennen, die hier betet, regen diese Zeilen auch die Fantasie an. Wer war dieser Mensch? Was tut Gott für den Betenden? Diese Fragen sollen in einem nächsten Schritt Raum haben.
Vertiefungsphase 1:
Wir stellen uns die Person vor, die den Psalm geschrieben hat.
In Partner- oder Gruppenarbeit imaginieren sich die Teilnehmenden die betende Person. Sie erfinden eine Biografie, benennen Ereignisse, die das Leben des oder der Betenden geprägt haben könnten. Alles wird auf einem großen vorbereiteten Papier in den Umriss einer Figur geschrieben. Für diese Phase kann etwas Musik im Hintergrund laufen oder auch in Stille gearbeitet werden.
Im Anschluss an diese Phase stellen sich die Gruppen ihre Betenden gegenseitig vor.
In der sich anschließenden Phase geht es um den Gedanken, der im Psalm geäußert wird, »das große Los zu ziehen«. Dies geschieht im Rahmen einer Andacht, eines Impulses:
Impuls
»Das große Los ziehen« – sagt man. Doch was ist denn damit eigentlich gemeint? Das Wort steht für etwas zufällig Ausgewähltes, es kann negativ besetzt sein, wie das »schwere Los«, das jemand trägt. Oder es ist eben ein gutes Los, das jemandem einen unverhofften Gewinn bringt. »Ich habe sechs Richtige im Lotto!«; »Beim Preisausschreiben habe ich den Hauptgewinn gewonnen!«;
»Ich habe den Studienplatz bekommen!«; »Die Zusage für mein Auslandsjahr ist da!« – an alle diese Sätze könnte man den Ausspruch »Ich habe das große Los gezogen« anhängen. So sprechen Menschen über sich und ihr Glück. Sie hatten gehofft und vielleicht auch gebetet, manchmal auch etwas dafür getan – aber ob es klappt, das lag nicht in der eigenen Hand. Andere haben entschieden. Andere sagen einem zu: »Was für ein wundervoller Partner, den Du gefunden hast. Du hast das große Los gezogen.«
»Das große Los gezogen« bedeutet, dass jemand einen Hauptgewinn hat oder viel Glück. Der Satz geht auf den alten Brauch des Losens zurück. Entscheidungen wurden mit einem Los herbeigeführt. Das war schon zu biblischen Zeiten so. Beispielsweise befahl Gott, dass das Land nach dem Los verteilt werden solle (4. Mose 26,55.56). Unter dem Kreuz warfen römische Soldaten das Los über die Kleider Jesu und teilten sie untereinander auf. Benutzt wurde dafür ein markiertes Stück Holz, eine Tonscherbe. Lose werden gezogen oder geworfen. Heute kennen wir das noch vom Münzwurf bei der Platzwahl beim Fußball oder vom Stöckchen ziehen.
Das Losen war früher oft mit magischen Vorstellungen verbunden, heute wird der Ausdruck metaphorisch verwendet, um Glück oder Erfolg zu beschreiben oder eine positive Wendung im Leben. Es kann sich auf verschiedene Situationen beziehen, sei es in der Schule, im Studium, im Beruf, im Sport oder im Zwischenmenschlichen.
In Ps 16,5 heißt es: »Der Herr ist mein Erbteil und bestimmt mein Schicksal. Du bist es, der mein Los festgelegt hat. Mein Los fiel auf ein schönes Land. Ja, ein solches Erbteil gefällt mir gut.« (Ps 16,5.6 BB) Das bedeutet, dass derjenige, der diese Worte spricht, davon ausgeht, dass Gott bestimmt, wie das Los fällt. Ähnlich ist es im Buch der Sprüche ausgedrückt: »In der Manteltasche zieht man das Los. Doch die Entscheidung kommt allein vom Herrn« (Sprüche 16,33 BB). Diese Sätze gehen also davon aus, dass Gott die Entscheidungen trifft. Und der Betende des 16. Psalms weiß: Gott meint es gut in seinen Entscheidungen. Weil Gott eben gut ist. »Du bist mein Herr! Du allein bist mein ganzes Glück«, sagt er gleich zu Beginn (Ps 16,2). Ich habe das große Los gezogen!
»Das große Los ziehen« – für unterschiedliche Menschen ist das jeweils ganz unterschiedlich gefüllt. Was hat der Beter oder die Beterin des 16. Psalms damit verbunden? [An dieser Stelle kann nochmals auf die imaginierten Betenden geschaut und einzelne Stichworte aufgegriffen werden: War es ….? Oder …?]
Für den Beter des 16. Psalms ist seine Beziehung zu Gott das »große Los«, sein Glück. Er hat in seinem Leben die Erfahrung gemacht, dass Gott da ist, zu ihm hält. Er sagt zu sich: Ja, mein Los, mein Erbteil, das ich von Gott erhalten habe, mein Leben, gefällt mir. Und er betet am Ende des Psalms: Gott, Du tust mir kund, du zeigst mir den Weg zum Leben! In Dir ist Freude, Freude in Fülle. Du bist mein Glück, Gott.
Vertiefungsphase 2:
Mein Los, mein Glück, mein Weg zum Leben. Und du? Wenn du auf dein Leben, auf Lebenssituationen schaust, wo kannst du sagen: »Da habe ich das große Los gezogen«? Oder wenn du das nicht so genau sagen kannst, dann überlege, wo kann ich zufrieden sagen:
»Ja, mein Leben gefällt mir« oder »Ich bin glücklich – oder da oder dort war ich es, da hat mich Gott zu Leben und seiner Fülle, zum Glück geführt«? Überlege es dir in den nächsten Minuten und schreibe es für dich auf. Es kann ganz bei dir bleiben, oder du kannst es nachher
mit anderen teilen.
Hier kann dann später wieder in die Gruppen gegangen werden, die sich vorhin den Psalmbeter imaginiert haben. Auch in dieser Phase kann Musik eingespielt werden. Besonders geeignet ist das Lied aus Taizé:
Behüte mich Gott. Denn es enthält auch die Textzeilen »du führst mich den Weg zum Leben. Bei Dir ist Freude, Freude in Fülle«, die direkt auf Ps 16,11 zurückzuführen sind.
Hier findet ihr das Musikvideo: https://youtu.be/S6-UneKFn2I (Abruf 14.05.2024).
Im Anschluss an diese Phase werden die Teilnehmenden eingeladen, sich in Kleingruppen auszutauschen. Wenn es die Atmosphäre erlaubt, kann dieser Austausch auch in der großen Runde stattfinden. Es kann helfen, eine Situation oder ein Erlebnis auszusuchen, das gerne geteilt wird, ohne den Zwang aufzubauen, dass alle etwas beitragen müssten.
Abschluss
Zum Abschluss wird der Psalm noch laut vorgelesen und gebetet. Alternativ kann auch der Text »Los ziehen« (s. Materialien) gelesen werden.
Matthias Rumm
Landesjugendpfarrer in der Evanglischen Landeskirche Württemberg